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AutorenbildGreta

Outback calling


In Australien verbringen wir viel Zeit im Auto. 400-600 km legen wir durchschnittlich pro Tag zurück. Stuttgart - Hamburg an jedem Tag an dem wir im Auto sitzen. Kein Wunder, dass uns die langen Fahrten ermüden. Dafür genießen wir die Zeit an der frischen Luft umso mehr. Mit dem indischen Ozean next door kein Problem.



Letzte Woche hat sich Jan einen großen Wunsch erfüllt. In Exmouth sind wir mit Walhaien geschwommen. Ja, Walhaie sind Haie und zwar ziemlich Große - die Größten der Welt! Genau mein Ding also! Bis zu 15 Meter lang und 12 Tonnen schwer können sie werden. Aber nachdem ich mich mit den “kleinen” Riffhaien am Ningaloo Reef so gut verstanden habe, wollte ich natürlich auch die großen Brüder im offenen Ozean sehen.



Eine Begegnung mit einem Walhai ist definitiv eine once in a lifetime experience. Erstens gibt es die Tiere nicht an vielen Stellen der Welt und zweitens hat man nur hier in Australien die Möglichkeit, sie im Wasser zu begleiten. Und drittens: wann hüpft man schon freiwillig im offenen Ozean ohne Rettungsweste in’s Wasser?



In einer kleinen Gruppe (wir haben Glück - es sind mit uns nur 5 Gäste) verbringen wir einen Tag auf dem indischen Ozean auf einem kleinen Charterboot. Im Vergleich zu den Mantarochen, die sich in ruhigen Gewässern aufhalten, geht es hier ganz schön zur Sache. Unser Boot schaukelt ordentlich durch die hohen Wellen. Zum Glück sind wir beide seefest! Uns begleitet - wie bei den Mantarochen - ein Spotter-Plane in der Luft, das nach den Walhaien Ausschau hält. Nach einer wärmenden Tasse Tee an Bord hat unser Spotter-Plane den ersten Wahlhai entdeckt. Dann geht alles ganz schnell. Wir schlüpfen in unsere Neos, ziehen Flossen, Masken und Schnorchel an und reihen uns am Ende des Bootes mit den Flossen im Wasser auf.



Versiert steuert unser Kapitän das Boot durch die Wellen und dann heisst es: “Jumping in, guys!” Und wir springen in den Ozean. “Heads under water!” lautet die nächste Ansage. Und vergessen sind die großen Wellen, die uns in’s Gesicht peitschen, das Salzwasser, was wir schlucken und die Vorstellung, dass viele Meter unter uns einfach Nichts ist. Denn - direkt vor uns ist er - der erste Walhai! Und er ist riesig - majestätisch - wunderschön.



Im Abstand von mindestens 3 Metern dürfen wir hinter bzw. neben ihm schwimmen. Leichter gesagt als getan. Denn ein Hai bewegt sich wesentlich natürlicher im Wasser als eine Gruppe Schwimmer an der Wasseroberfläche. Und - unsere Oberschenkel brennen schon nach ein paar Minuten. Eine kleine Bewegung mit der Walhai-Schwanzflosse bedeutet für uns richtig Gas geben.



Dennoch, mit einem solchen Giganten im offenen Meer zu schwimmen, lässt einen alles vergessen. Sogar Puls und Atem beruhigen sich, bei den intensiven Begegnungen. Erst wenn es “back to the boat!” heisst und wir uns erschöpft zurück auf die Plattform ziehen, merken wir, dass wir ganz schön ausgepowert sind. Zeit zum Verschnaufen bleibt uns kaum. “Rinse your mask!”, “move to the back” und “Guys! Jumping in!” heißt es nach kaum 2 Minuten Pause. Eine Begegnung mit Walhaien ist nicht planbar. Man nimmt, was kommt. Bei uns sind dies 8 Walhaie - also ein wirklich sportlicher Tag. Dass wir so viel Zeit im Wasser verbringen würden, hätten wir nicht gedacht. Wir hatten richtig Glück und begleiten einen Walhai sogar über 20 Minuten im Wasser, bis er sich entschließt, in die Tiefe abzutauchen. Bis zu 4000m (!) - wenn er möchte. Was für ein Tag! Richtig platt, aber vor allem schwer beeindruckt fallen wir an diesem Abend in unser Bett.



Ach übrigens - Walhaie ernähren sich von Plankton und anderen “Kleinstlebewesen” im Ozean. Gerade schauen wir uns das unten stehende Bild an. “Meinst Du, wir sind auch Kleinstlebewesen?” fragt mich Jan mit einem Schmunzeln. Dem Größenverhältnis nach würde ich sagen ja. Gut, dass wir wieder an Land sind.



Unsere Abenteuer der nächsten Tage suchen wir an Land. Denn es geht für uns in’s Outback. Vollgetankt und mit ausreichend Vorräten an Bord düsen wir über die roten Sandpisten. Herrlich! Vor allem herrlich staubig. Denjenigen, der den roten Sand aus unserem Mietauto waschen muss, bemitleiden wir jetzt schon. Denn der sitzt wirklich überall.



Aber, die Sandpisten machen richtig Spaß! Sofern man gleich den richtigen Weg findet. Im Outback gibt es kaum Straßenschilder, dafür aber Straßen, die auf Karten nicht verzeichnet sind, oder Flussbette, die google für Straßen hält und als Abkürzung vorschlägt. Kurzum - man braucht viel Zeit und starke Nerven. Alle verschlossenen Gatter, vor denen wir standen, liessen sich zum Glück öffnen.



Wir hatten Glück und waren in der Trockenzeit im Outback unterwegs. Den Markern am Straßenrand und den Warnschildern “floodway!” nach zu urteilen, kann es hier auch ganz anders aussehen.



Fernab der Zivilisation geniessen wir die herrliche Abgeschiedenheit am Mount Augustus und sehen Sonnenuntergänge, die sich vor denen, am indischen Ozean nicht verstecken müssen.



Und die Sterne sind ein Traum. Ohne Fremdlicht geniessen wir im Kalbarri Nationalpark einen Sternenhimmel, der es mit dem aus Chile aufnehmen kann.



Wir entdecken Jupiter und Merkur und verbringen einen Abend nur mit der Kamera unter freiem Himmel.



In unserem Ecotent ist es auch nicht viel wärmer. Zwar gibt es darin ein Bett. Aber bereits in der ersten Nacht ersetzen wir unsere Bettwäsche durch unsere dicken Daunenschlafsäcke und schlafen unter fast freiem Sternenhimmel. Nur das dünne Moskitonetz trennt uns von der Umgebung. Warm eingepackt sind wir ja. Dass wir unsere dicken Daunenschlafsäcke hier in Australien aber nochmal benötigen würden, hätten wir nicht gedacht. Praktisch, dass wir auf Weltreise sind und so einiges im Gepäck haben.



Tagsüber heizt sich die Landschaft ordentlich auf. Und wer freut sich da? Genau! Unsere Freunde: die Fliegen. Also - Moskitonetze auf. Wir bestaunen die Aborigine Malereien “in style” mit unseren schicken Kopfbedeckungen.



Zum Schluss, noch etwas zum Schmunzeln. Wir reisen um die halbe Welt und haben bis jetzt jedes Land wieder unbeschadet und gesund verlassen. Und was passiert in Australien? Wir fangen uns Kopfläuse ein! Große Freude für uns. Insbesondere für Jan, der akribisch Tag für Tag meine langen Haare mit Lauskamm durchforsten muss. Aber - dann war es doch nicht das Salzwasser, die Sonne oder das neue Shampoo, was unsere Köpfe hat so entsetzlich jucken lassen ... Ihr seht - es bleibt spannend auf unserem Weg nach Darwin!



Greta // Broome // 10. Juni 2019

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