Nachdem wir 2019 die Zentralmongolei bereist haben, werden wir dieses Mal das Land von West nach Ost durchqueren. Vom Altai Gebirge tief im Westen des Landes bis in die Hauptstadt Ulan-Bator. Hier möchten wir liebe Menschen, die wir im vor einigen Jahren im Sabbatical kennengelernt haben, wiedersehen. Tulga, Vater von drei zauberhaften Kindern, hat uns 2019 seinen und vor allem jenen alten russischen UAZ Jeep verkauft, mit dem alles begann: unser Traum vom eigenen Expeditionsmobil. In gewisser Weise sind Tulgas UAZ und unser Puch also miteinander verwandt. Aktuell sind wir übrigens bereits einen Monat in der Mongolei. Was wir bis jetzt alles in diesem wunderbaren Land erlebt haben, könnt Ihr hier nachlesen: Wir sind zurück in der Mongolei.
Unser Wiedersehen mit Tulga und seinen Kindern ist besonders, natürlich emotional und vollkommen unwirklich. Wie lange haben wir alle uns auf diesen Moment gefreut. Ein gemeinsames Wiedersehen in der Mongolei. Um Gretas Geburtstag im März haben wir Tulga aus der Türkei berichtet: Wir sind in Asien und möchten weiter Richtung Osten reisen. Wenn alles klappt, schaffen wir es bis zu Euch in die Mongolei. Unsere Reise hatte plötzlich ein konkretes Ziel. Als Tulga uns ein paar Tage später freudestrahlend berichtet, dass er seinen Jahresurlaub für uns nehmen möchte, wussten wir: jetzt wird es ernst. Wir sollten es tatsächlich bis in die Mongolei schaffen!
Nicht, dass all das Erlebte bis hierhin nicht schon aufregend genug wäre: wir sehen Tulga und seine Kinder zu einem besonderen Zeitpunkt wieder. Dem Nadaam-Fest in der Mongolei. Das Nationalfest der Mongolen versetzt das Land einmal im Jahr für mehrere Tage in den Ausnahmezustand. Die Mongolen messen sich zu dieser Zeit in drei Sportarten: Ringkampf, Bogenschießen und Pferderennen. In der Provinz Arkhangai, in der wir unsere mongolischen Freunde treffen, trifft das Fest dieses Jahr mit dem 100-jährigen Bestehen der Provinz zusammen. Das Spektakel ist also extra groß dieses Jahr. So groß, dass das Nadaam-Fest kurzerhand einfach einen Tag später als ursprünglich geplant eröffnet wird, da noch nicht alle Vorbereitungen abgeschlossen sind. Das Warten lohnt sich und mit der pünktlichen Einhaltung von Uhrzeiten nehmen es die Mongolen eh nicht so genau wie wir. Bereits an Tag zwei der Festivitäten geben wir es auf, uns am offiziellen Ablaufplan zu orientieren. Das Nadaam-Fest, das im Übrigen nicht nur Wettkampf, sondern zeitgleich auch eine Art Kirmes ist, hat seine ganz eigene Dynamik. Die Wettkämpfe dauern so lange, wie sie dauern und wir lassen uns zeitlos auf das Spektakel ein.
Wir sind in guter Gesellschaft und werden von Tulga und seinen Verwandten im Dorf mit unglaublicher Herzlichkeit und offenen Armen aufgenommen. Zum Abschied schlachtet man noch „schnell“ eine Ziege für uns. Da deren Zubereitung aber einen ganzen Tag lang dauert, übernachten wir ein weiteres Mal und machen uns erst am Folgetag auf den Weg nach Ulan-Bator.
Mittlerweile sind bereits ein beträchtlicher Anteil der 30 Tage, die wir uns visumsfrei in der Mongolei aufhalten dürfen, verbraucht. In der Hauptstadt verlängern wir bei der Migrationsbehörde unser Visum um weitere 30 Tage. Wir profitieren von einer Tourismus-Kampagne der Mongolei. Um den Tourismus nach der Corona-Pandemie wieder zu attraktiveren, haben einige Nationen, darunter wir als Deutsche, die Möglichkeit unsere Aufenthaltsdauer für einen kleinen Obolus zu verdoppeln. Aber auch 60 Tage sind eigentlich noch viel zu wenig für dieses wunderbare Land, in dem es so viel zu entdecken gibt.
Auch die zweite Hälfte unseres Visums vergeht wie im Flug. Mitten im chaotischen Stadtverkehr von Ulan-Bator haben wir ein Problem mit zwei einem alten Bekannten: unseren Benzinpumpen. Sie haben uns bereits in Russland ganz schön ins Schwitzen gebracht. Immerhin sind wir dieses Mal nicht mitten im dagestanischen Niemandsland. Keine Motorleistung mehr im mongolischen Hauptstadtverkehr zu haben ist aber nur minder besser. Denn: man kann schlichtweg nicht einfach so anhalten. Unter einem lauten Hupkonzert und über zwei rote Ampeln retten wir unser lädiertes Fahrzeug stotternd gerade noch auf den Parkplatz vor Tulgas Apartment in der Stadt. Dort tauschen wir dann mit vereinten Kräften beide Benzinpumpen.
In Ulan-Bator gibt es außerdem frisches Öl für unser Fahrzeug. Öl in der in Deutschland gängigen Güte 10W40 zu kaufen, ist in der Mongolei – zu unserem Erstaunen - ein größeres Unterfangen. Wir finden schließlich in Ulan-Bator einen seriösen Liqui Moly Shop, der unser Öl vorrätig hat. Mit Tulgas Hilfe inspizieren wir unser Fahrzeug in der Werkstatt noch einmal genaustens.
Von Ulan-Bator soll es für uns schließlich noch weitergehen. Die große Frage ist nur: wohin? Sehr gerne hätten wir unser Fahrzeug von der Mongolei aus weiter nach Osten bewegt. Dem Konjunktiv im Satz entnehmt ihr, dass dies aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist. So konnten wir keinen vertrauenswürdigen Agenten finden, der unser Fahrzeug vom russischen Hafen Wladiwostok aus nach Süd-Korea oder Japan verschifft. Die russischen Sanktionen betreffen nun einmal aktuell auch den Container-Verkehr. Für einen Transit auf dem Landweg durch China, hätten wir 24/7 einen chinesischen Guide an unserer Seite gebraucht. Alleine dürfen wir uns mit unserem Fahrzeug nicht frei im Land bewegen. Sprich: eine Durchquerung von China ist sehr teuer. Ein chinesisches Visum erhalten wir zudem nur persönlich in unserem Heimatland. Wir hätten hierfür unser Fahrzeug zurücklassen und mit zwei Interkontinentalflügen nach Deutschland fliegen müssen. Zurück in die Mongolei hätten wir allerdings für drei Monate nicht einreisen dürfen. Dank unserer Visa-Verlängerung müssen wir uns nach einer Ausreise mindestens 90 Tage außerhalb der Mongolei aufhalten. So realisieren wir an einem verregneten Tag in Ulan-Bator, dass wir unsere Reise nicht weiter nach Osten fortsetzen werden.
Wie so häufig im Leben, schließt sich eine Türe und eine weitere öffnet sich ganz unverhofft. In unserem Fall haben wir lange nur nach Osten, nicht aber nach Westen geblickt und gedacht. Doch auch dort gibt es viel zu entdecken. Zum Beispiel die Arabische Halbinsel! Von Zentralasien aus soll es für uns also nun in Richtung Orient gehen.
Wir verlassen die Mongolei also auf dem gleichen Weg wieder, auf dem wir gekommen sind: über das Altai Gebirge geht es für uns zurück durch Russland nach Kasachstan. Ein seltsames Gefühl. Zum ersten Mal auf unserer Reise werden wir einen Weg doppelt fahren.
Zum krönenden Abschluss unserer so ereignisreichen und intensiven Zeit in der Mongolei feiern wir Jans Geburtstag gemeinsam mit Maybrit und Niklas. Wir lassen unsere Fahrzeuge zurück und erkunden für ein paar Tage das Altai Gebirge mit einem Guide und einem robusten UAZ Buchanka.
So gelangen wir an Orte, die wir ohne akribische Vorbereitung mit unseren eigenen Fahrzeugen nicht hätten erreichen können oder wollen. Sowohl „Elli“ wie auch „Puff“ haben beide noch eine lange Heimreise zurück nach Deutschland vor sich. Wir möchten sie nicht unnötig beanspruchen oder leichtsinnig in Gefahr bringen.
Wir genießen es, einmal nicht selbst hinter dem Steuer zu sitzen. Unser Dachzelt möchten wir jedoch nicht gegen das reguläre Zelt eintauschen, in dem wir während des Trips übernachten. Leider müssen Maybrit und Niklas die gemeinsame Tour aus gesundheitlichen Gründen bereits am zweiten Tag abbrechen. Die beiden werden zurück in die Zivilisation und zu unseren Fahrzeugen, vor allem aber ärztlicher Hilfe gebracht. Mit gemischten Gefühlen setzen wir die geplante Route fort. Alleine gelangen wir an einzigartige Orte tief im Altai, die wir teils per pedes, auf dem Rücken starker mongolischer Pferde oder im UAZ Buchanka erkunden.
Wie schön, dass es Maybrit schnell besser geht. Die beiden stoßen wieder zu uns und so beenden wir die Tour gemeinsam mit einem Besuch bei einem Adler-Jäger!
In keinem anderen Land unserer Reise haben wir uns so lange aufgehalten wie in der Mongolei. Obwohl wir bereits ein zweites Mal die Möglichkeit hatten, dieses wunderbare Land zu bereisen, verlassen wir die Mongolei mit dem Gefühl, noch lange immer nicht alles gesehen zu haben. Dennoch fühlt es sich richtig an, nun weiter zu reisen. Die Mongolei ist so intensiv und unsere Erlebnisdichte im Land war so hoch, dass wir gerade zum Schluss fast keine neuen Eindrücke mehr aufnehmen können. Mit vielen bunten Momenten im Herzen, unvergesslichen Begegnungen und dieses Mal tatsächlich nur einem einzigen verdorbenen Magen ziehen wir weiter. Denn wir wissen, es ist nur ein Abschied auf Zeit. Wir haben Tulga und seiner Familie versprochen: wir kommen wieder!
Greta // 15. Oktober 2023 // Dushanbe, Tadschikistan
Einmal mehr beeindruckend und authentisch. Sehr zu spüren wie ihr dieses Land und seine Menschen liebt. Liebe Grüße Christian
Toll eure Bilder und den Bericht, kannte euch bis jetzt nur aus den Videos von Niklas und Maybrit. Viel Glück und weiterhin schöne Erfahrungen auf eurer Reise durch dir Welt. Grüsse aus der Schweiz Irma